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Juden, Katholiken und katholische Kirche

 

Flagellanten (Geißler), eine mittelalterliche Bruderschaft, die durch Geißelung des Körpers die Gnade Gottes erlangen wollte. Waren urspr. derartige Selbstzüchtigungen von der Kirche empfohlen, so arteten sie allmählich aus. Geißlerfahrten durchzogen die Länder, und als 1348 der "Schwarze Tod" nach Europa kam, nahmen die Geißlerfahrten einen ungeheuren Umfang an und brachten Judenverfolgungen schlimmster Art mit sich. Pest, Geißlerfahrt und Judenmord waren damals unzertrennlich miteinander verbunden. Wo der "Schwarze Tod" auftrat, waren es immer die Flagellanten, die ganz besonders auf die Ermordung der Juden drangen. Doch finden sich im Gefolge der Geißlerfahrten Judenverfolgungen auch in Gebieten, die der "Schwarze Tod" niemals heimgesucht hat. Flagellantenfahrten und Judenverfolgungen entsprangen nicht immer derselben Ursache; hatten die ersten wohl ihre Veranlassung in einer psychischen Massenerkrankung, so die letzteren hauptsächlich in wirtschaftlichen Motiven, da die Ermordung der Juden für die Christen in der Regel Schuldentilgungen zur Folge hatte.

Lit.: Corvin, Die Geißler. Historische Denkmäler des Fanatismus in der römisch-katholischen Kirche, Ergänzungswerk zum Pfaffenspiegel, 3. Aufl., Zürich 1891/93

(Jüdisches Lexikon, Berlin 1927)

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