Ansbach, a. d. Rezat
(Onolzbach), Kreishauptstadt und Regierungssitz von Mittelfranken (Bayern),
ehemals Hauptstadt eines Fürstentums unter Herrschaft der Hohenzollern.
Das älteste erhaltene Datum für eine Judensiedlung in A. ist
1328, wo in einem Verzeichnis von "Judenbürger-Aufnahmen"
zu Nürnberg ein "Josep de Onolzbach" als "Fideijussor",
d.i. als Bürge für einen Glaubensgenossen, der sich dort niederlassen
will, genannt wird. Eine Urkunde aus dem J. 1337 nennt mit Namen einen
Juden Salman zu Onolzbach. Um dieselbe Zeit erwarben die regierenden
Burggrafen von A. das Recht, Juden aufzunehmen und halten zu dürfen.
In einem Verzeichnis vom J. 1343 sind nicht weniger
als 85 jüd. Gläubiger, unter ihnen Josef von Onolzbach, aufgezählt,
denen die Erlassung ihrer Schuldforderungen an den Burggrafen Johann
II. (1342-57) vom Kaiser befohlen wurde. In einem Verzeichnis von Marterstätten
aus dem J. 1349 wird A. ebenfalls genannt. Die ältesten erhaltenen
Judenschutzbriefe rühren von dem Markgrafen Friedrich V. (1337-1397)
her. In Akten aus den Jahren 1470-72 werden auch eine "Judengasse"
in A. und ein "Schulklopfer" erwähnt, woraus auf das
Vorhandensein einer bereits organisierten Gemeinde und die Abhaltung
von regelmäßigen Gottesdiensten zu schließen ist. Das
Jahrhundert der Judenaustreibungen aus deutschen Städten und Landen
bedrohte auch diese Gemeinde mit der Gefahr der Vernichtung; ein dahin
zielendes Übereinkommen wurde von dem ersten Kurfürsten aus
hohenzollernschem Stamme im J. 1422 mit den Nachbarstaaten geschlossen
und im J. 1488 erneuert, scheint aber nicht in die Tat umgesetzt worden
zu sein. Dagegen ließ infolge der wiederholt von den Ständen
auf den Landtagen geäußerten Wünsche der Markgraf Georg
Friedrich (1543-1603) im J. 1560 auf allen Kanzeln und Rathäusern
verkünden, daß die Juden bis Pfingsten 1561 das Land verlassen
müßten. Die Hauptstadt war nun etwa ein halbes Jahrhundert
den Juden verschlossen, außer für den Besuch von Märkten.
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Schon seit etwa Mitte des 14. Jhts. war die gesamte
Judenheit des Markgrafentums als eine Korporation unter einem gemeinsamen
geistlichen Oberhaupt zusammengefaßt. Der erste mit Namen bekannte
Hochmeister oder Landesrabbiner war ein R. Meyer (1372) mit dem Sitze
in Bayreuth; in der zweiten Hälfte des 15. Jhts. wird als solcher
ein Pymann, wahrscheinlich in A., genannt. Mit dem J. 1609, in welchem
der Markgraf in einem Ausschreiben die erneute Schutzbewilligung für
die Juden in seinem Lande "auf eine gewisse Zeit" kundgibt,
beginnt für diese ein neuer Zeitabschnitt, in dem ihre Rechte und
Pflichten durch ein Generalprivileg geregelt wurden; trotz dieser Regelung
aber blieben sie unterdrückt. Eine große Rolle spielen während
dieser Zeit die Hofjuden. So die einflußreichen Familien Model
und Fränkel, deren bekanntestes Glied Elkan, Sohn des 1670 aus
Wien nach Fürth ausgewanderten R. Henoch Levi, "le célèbre
juif de cour" genannt und im J. 1712 zu ewigem Kerker verurteilt
wurde. Ein ähnliches Schicksal erlitt der markgräfliche "Resident"
Isaak Nathan, der 1745 gestürzt wurde. Die Gesamtjudenschaft des
Landes war zu einer "Korporation" unter einem gemeinsamen
Oberrabbiner mit dem Sitz in Schwabach zusammengeschlossen. Der erste
bekannte Rabbiner in A. war Samuel Zirndorfer (1754-1792), aus späterer
Zeit sind Mose Hochheimer (1793-1835), Aaron B. Grünbaum (1841-1892)
und aus neuester Zeit Dr. Pinchas Kohn (1895-1915), der Führer
der Agudas Jisroel zu nennen. Der Gottesdienst wurde ehemals in Privathäusern
abgehalten, und erst 1742 wurde von dem italienischen Baumeister Retti
eine Synagoge erbaut. Aus der Gemeinde A. ist der berühmte Forscher
auf dem Gebiet der Ichthyologie, Markus Elieser Bloch (1723-99), hervorgegangen,
ebenso Juda Pinchas aus Lehrberg (1727-1793), Hofmaler des Markgrafen
von A., der auch Friedrich den Großen porträtierte. - Im
J. 1806 wurde die ehemalige Organisation der Landjudenschaft aufgelöst.
Gegenwärtig ist A. Sitz eines ausgedehnten Bezirksrabbinats. Die
Zahl der Juden in A. beträgt ca. 300, bei einer Gesamtbevölkerung
von 20 000.
(Encyclopaedia Judaica, Berlin 1928)
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